Geschichte

… des ehemaligen  CRC  „Bunker Erich“ Erndtebrück

Das „Mutterhaus“ des Einsatzführungsdienstes

Erndtebrück hat eine „militärische Geschichte“, die schon in die Zeit vor dem 2. Weltkrieg zurückreicht. Bereits im Jahre 1931 wurde durch die Reichswehr auf dem Hachenberg eine Flugwache (FluWa) eingerichtet, die zunächst durch Freiwillige aus Erndtebrück und Umgebung betrieben wurde. Es wurde ein Blockhaus gebaut, das der Flugwache 33 später als Unterkunfts- und Ruhebereich gedient hat.

1935 wurden die „Luftraumbeobachter“ als Soldaten der Reserve dienstverpflichtet und die FluWa dem Wehrbereichskommando Siegen unterstellt. In der Kriegszeit von 1939 an betrieben dann Soldaten der Luftnachrichtentruppe, die später durch Nachrichtenhelferinnen ersetzt wurden, die FluWa 33 in Erndtebrück. Aufgabe der Flugwache war es, anfliegende Flugzeuge sowie die Wetterverhältnisse an das Flugkommando in Gießen zu melden und die Erndtebrücker Bevölkerung vor überraschenden Luftangriffen zu warnen. 

Jahre später wurde die Idee „Garnisonsgemeinde“ wieder aufgenommen. Die Bundeswehr war kaum ein paar Wochen alt, da legten einige Erndtebrücker Gemeindeväter in einer Ratssitzung einen außergewöhnlichen Vorschlag auf den Tisch: Erndtebrück sollte zu einer Garnison gemacht werden. Verhandlungen im Gemeinderat mit teilweise erbittert geführten Debatten und großem Engagement der Bevölkerung sowie dem unerbittlichen Nachsetzen des damaligen Amtsbürgermeisters, Heinrich Borghaus, war es dann zu verdanken, dass das Vorhaben endlich aufgegriffen wurde. Am 16. Februar 1957 wurde ein entsprechender Beschluss im Gemeinderat gefasst.

Am 31. März 1960 teilte der damalige Bundesminister für Verteidigung, Franz Josef Strauß, in seinem Schreiben der Gemeinde mit, dass Erndtebrück Garnison der Bundeswehr wird. Im Juni 1961 beginnen auf dem Hachenberg die Baumaßnahmen. Auf dem Gelände, wo bis 1945 die Blockhütte der Flugwache 33 stand, entsteht eine Kasernenanlage der Bundeswehr. Gleichzeitig wird die Infrastruktur Erndtebrücks durch den Bau von Wohnungen und Straßen den späteren Erfordernissen angepasst.

Im Oktober 1965 ist es dann soweit. Unter der Führung von Oberleutnant Wolfgang Roth kommt ein Vorkommando mit den ersten Soldaten nach Erndtebrück. Im April 1966 wird die II. Abteilung des Fernmelderegimentes 33 aufgestellt und Major Friedrich Thüring übernimmt als erster Kommandeur auf dem Hachenberg am 9. Mai 1966 das Kommando über den neugeschaffenen Verband. Während die II Abteilung Einsatzaufgaben im Rahmen der Luftverteidigung übernahm, wurden die hierfür benötigten Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften an der Technischen Schule der Luftwaffe ausgebildet. Allerdings wurden nicht mehr „Auge und Ohr“ eingesetzt (FluWa 33), sondern Großraumradargeräte.

Im Mai 1967 erhält die Truppenunterkunft im Rahmen einer feierlichen militärischen Zeremonie den Namen „Hachenberg- Kaserne“, und am 24. April 1968 nimmt die fertiggestellte Luftverteidigungs- Radarstellung den 24- Stunden- Schichtdienst auf.

Erst Anfang 1971 kreuzten sich in Erndtebrück die Wege der II. Abteilung und der damaligen V. Lehrgruppe. Nachdem im Sommer 1970 der nationale Ausbildungs- Gefechtsstand „CONNY RADAR“, der von der Lehrgruppe in Lechfeld betrieben wurde und in „Pilotenkreisen“ einen ausgezeichneten Ruf besaß, seinen Betrieb einstellte, war für die praktische Ausbildung ein anderer Standort auszuwählen. Das freigewordene Personal sollte die Lücken des Einsatzpersonals in der neuen Erndtebrücker Radarstellung füllen. Erndtebrück wurde ausersehen, gleichzeitig neuer Standort der Lehrgruppe zu werden und die theoretische sowie praktische Ausbildung durchzuführen.

So kamen dann im Spätherbst 1970 die ersten Soldaten der Lehrgruppe nach Erndtebrück, und am 4. Januar 1971 nahmen die beiden Grundausbildungseinheiten, mit ihrer spezialisierten Ausbildung ihren Dienst am neuen Standort auf. Im Juni 1971 war der Umzug der V. Lehrgruppe abgeschlossen, und die bisher in Lechfeld laufenden Lehrgänge konnten in Erndtebrück wieder aufgenommen werden. Am 1. August 1971 erfolgte die Auflösung der II. Abteilung des Fernmelderegimentes 33 durch die Verschmelzung mit der neu gegliederten V. Lehrgruppe.

Mit der Installation der damals „neuen“ elektronischen Datenverarbeitungsanlage in der Kampfführungsanlage wurde die V. Lehrgruppe durch die „Internationale Ausbildungsstelle“ (ITC) erweitert. Damit unterstanden dem damaligen Lehrgruppenkommandeur des inzwischen in V. Lehrgruppe der Technischen Schule der Luftwaffe 2 (V./TSLw 2) umbenannten Verbandes, Oberstleutnant Dieter Franckenberg auch Offiziere und Unteroffiziere anderer NATO- Staaten. Lehrpersonal und Lehrgangsteilnehmer aus beinahe allen NATO- Ländern kamen ins Wittgensteiner Land, um hier eine Ausbildung zu erhalten. Die V. Lehrgruppe vereinigte seitdem Einsatz- und Ausbildungskomponenten unter einer Führung, ein vielseitiger Verband mit einem umfangreichen Aufgabenkatalog.

Zum Beispiel hatte der Verband vom 3. Oktober 1990, dem Tag der deutschen Einheit und der Wiedererlangung der vollen Souveränität, bis zum 5. Oktober 1992 eine zentrale Bedeutung bei der Überwachung des Luftraumes über den neuen Bundesländern. Mit einem Nationalen Sektorgefechtsstand, realisiert mit der damaligen GEADGE Ausbildungsanlage im Gefechtsführungsbunker „Erich“, wurde zusammen mit einem Gefechtsstand in Fürstenwalde bei Berlin der ostdeutsche Luftraum überwacht.

Der Name „Hachenberg- Kaserne“ wurde zu einem Begriff im Wittgensteiner Land. Dazu hat unter anderem das überaus gute Verhältnis zwischen den Erndtebrücker Bürgern und den Soldaten beigetragen, welches durch die Verleihung eines Fahnenbandes zur Truppenfahne durch den damaligen Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein- Westfalen, Dr. Johannes Rau, am 30. August 1990 auf dem Erndtebrücker Sportplatz besonders gewürdigt wurde.

Obwohl auch der Standort Erndtebrück durch die Auflösung der zwei Grundausbildungseinheiten zum 30. September 1993 von der im Zwei plus Vier- Vertrag vereinbarten Truppenreduzierung nicht verschont wurde, war die Bundeswehr immer noch einer der größten Arbeitgeber der Region.

Als weitere Maßnahmen im Rahmen der Verkleinerung und Umstrukturierung der Luftwaffe folgten zum 1. April 1994 die Unterstellungsänderungen des Programmierzentrums der Luftwaffe für Luftverteidigung (ProgrZLwLV) unter das Luftwaffenversorgungsregiment 8 in Mechernich und die Fusion der Technischen Schulen der Luftwaffe 1 und 2 zur TSLw 1 in Kaufbeuren.
Daraus resultierte auch die Umbenenung des Verbandes von V./TSLw 2 in V./TSLw 1.
Gleichzeitig wurde die Luftwaffensicherungsstaffel (LwSichStff) Kampfführungsanlage Erndtebrück aufgestellt.

Nachdem im Gefechtsführungsbunker „Erich“ Brandschutzmängel festgestellt wurden, musste der Einsatz- und Ausbildungsbetrieb im August 1998 in Räumlichkeiten der Hachenberg- Kaserne und der Radargerätestellung verlagert werden. Seither wird die NATO- integrierte Luftverteidigung mit modernen Rechnern und dem Programmierzentrum der Luftwaffe für Luftverteidigung weiterentwickelten Luftlageerarbeitungssystem ARKONA aus einem ehemaligen Hörsaalgebäude in der Hachenberg- Kaserne sichergestellt.

Am 1. Januar 2002 wurde das Programmierzentrum der Luftwaffe für Luftverteidigung dem Luftwaffenversorgungsregiment 3 in Landsberg unterstellt. Das Regiment wurde dann am 1. April 2002 aufgelöst und ging zum Teil in das neu aufgestellte Waffensystemunterstützungszentrum, ebenfalls in Landsberg auf. 

Die V. Lehrgruppe behielt ihren Namen bis zum 30. September 2004. Zum 1. Oktober 2004 wurde im Rahmen eines feierlichen Appells in der Erndtebrücker  Hachenberg- Kaserne die V./Technische Schule der Luftwaffe 1 aufgelöst. Anschließend erfolgte die Neuaufstellung des neuen Einsatzführungsbereich 2 in der Edergemeinde durch den Kommandeur der 2. Luftwaffendivision, Birkenfeld, Generalmajor Friedrich Wilhelm Ploeger. Der Kommandeur der V./TSLw 1, Oberst Heinrich Groh, hatte das Kommando über den Verband zurückgegeben und anschließend das Kommando über den Einsatzführungsbereich 2 übernommen.

Der Einsatzführungsbereich 2 betreibt nicht nur eine NATO- Luftverteidigungsanlage und ist die zentrale Ausbildungsstätte für die lehrgangsgebundene operationelle und – im geringeren Umfang – die technische Ausbildung für den Einsatzführungsdienst, sondern bildet auch Personal der alten und neuen NATO- Mitgliedsstaaten, sowie anderen Nationen aus.

Besuchergruppen aus vielen, überwiegend osteuropäischen Ländern besuchen seit Veränderung der weltpolitischen Lage im Rahmen von NATO- Vereinbarungen den Standort Erndtebrück, um sich hier über Auftrag und Aufgaben eines NATO- integrierten Luftverteidigungsverbandes zu informieren.

Im Rahmen der Transformation der Bundeswehr sind der Einsatzführungsbereich 2 und das Programmierzentrum der Luftwaffe für Luftverteidigung (ProgZLwLV), die zweite am Standort beheimatete Dienststelle, vor immer neue Aufgaben gestellt. Die Überwachung des Luftraumes ist von zentraler Bedeutung, so dass das Personal des Einsatzführungsbereiches auch weiterhin durch 24- stündige Verfügbarkeit, hohe Einsatzfähigkeit und schnelles Reagieren zur Sicherheit unseres Landes und der NATO beitragen wird. Hier leistet auch das ProgZLwLV durch seine Arbeit an den umfangreichen DV/IT- Anlagen des gesamten Einsatzführungsdienstes einen entscheidenden Beitrag.

Im Jahr 2006 konnte der Standort Erndtebrück bereits auf sein 40 jähriges Bestehen zurückblicken. Die Feierlichkeiten wurden mit der Gemeinde, die auf 750 Jahre zurückblicken durfte, abgestimmt und wurden gemeinsam durchgeführt.

Viele Soldaten des Einsatzführungsdienstes aus dem gesamten Bundesgebiet und Angehörige aller NATO- Staaten haben in den vergangenen fast 40 Jahren an Lehrgängen in der Hachenberg- Kaserne teilgenommen und damit den Namen Erndtebrück über die regionalen Grenzen hinaus bekannt gemacht. Der Einsatzführungsbereich 2 kann heute zu Recht als „Mutterhaus des Einsatzführungsdienstes“ bezeichnet werden. Seit 1970 wurden auf dem Hachenberg etwa 850 Lehrgänge durchgeführt, dabei sind mehr als 8000 Lehrgangsteilnehmer für Aufgaben im Einsatzführungsdienst ausgebildet worden.

Viele Soldaten und deren Angehörige sind inzwischen ein fester Bestandteil der Gemeinde Erndtebrück, was sich auch durch aktive Mitarbeit im Leben der Gemeinde dokumentiert. Außerdem bietet die Kaserne für viele Einwohner der Gemeinde und des Umfeldes eine schon seit Jahren feste Arbeitsstätte. Mit Hilfe der Bundeswehr konnte die Gemeinde über die vielen Jahre das Freizeitangebot an ihre Bürger wesentlich erhöhen. Auch als Wirtschaftsfaktor ist die Hachenberg- Kaserne bis heute ein wichtiger Bestandteil der Gemeinde.

Die zukünftigen Aufgaben und Herausforderungen des Einsatzführungsbereich 2 gemeinsam im „Team Luftwaffe“ zu meistern, den Schutz des deutschen Luftraumes sicherzustellen und sein Fähigkeitsspektrum zu erweitern sowie die Flexibilität weiter zu erhöhen, ist das gemeinsames Ziel der Angehörigen der Dienststellen auf dem Erndtebrücker Hachenberg.Text: Andreas Haßler

Die Gesamte Geschichte des Bunkers Erich und der Hachenberg Kaserne

50 JAHRE LUFTWAFFENSTANDORT ERNDTEBRÜCK

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